Sonntag, 20. September 2009

Tapas, Sprachbarrieren und andere Dinge!

Liebe Freunde meiner Auslandsabenteuer,


ist es nun wieder soweit. Seit nun 11 Tagen bin ich in Spanien gelandet und werde euch hier ab und an mal mit heißen Informationen und einladenden Bildern versorgen. Wenn ihr also Lust habt schaut ab und an mal rein und dann erfahrt ihr was ich im 2400 Kilometer entfernten Jaén so treibe.

Die Reise verlief bis auf die 45 Euro Übergepäck und die Anstrengung eines viel zu schweren Rucksacks, der weit über den erlaubten 10 Kilo lag, eigentlich reibungslos. Natürlich ist Ryanair keine Luxusairline, aber für 32 Euro von Bremen nach Granada mit Zwischenstopp am „schönen“ Flughafen von Bergamo in Italien kann man nicht meckern, oder?


Als ich nach 12 Stunden Reise an der improvisierten Busstation in Jaén ankam, völlig orientierungslos und mit gewissen Sprachbarrieren versuchte heraus zu finden wie ich am besten zu meiner Wohnung komme, stand glücklicherweise Javier vor mir und begrüßte mich als sein neuer Mitbewohner. Nun lebe ich also mit Javier und Carlos (Ja meine Mitbewohner heißen wirklich so wie fast alle Spanier aus den Spanischschulbüchern – fehlt nur noch Jesus) in einer sehr geräumigen WG direkt neben der Uni. Das heißt, dass ich innerhalb von 1 Minute auf dem Gelände der Uni bin. Was für das frühe Aufstehen natürlich super ist. Das Gelände erinnert doch sehr an amerikanische Highschool Filme. Es handelt sich nämlich um eine Campus Uni und alle Studenten versammeln sich um die einzelnen Gebäude und reden. Und dies meistens laut!


Ja die Spanier sind doch lauter als Deutsche. In den Bars und Restaurants versteht man sich kaum. Gut in Deutschland geht das bei zu lauter Musik auch nicht, doch meistens kann man in Spanien bei der Redelautstärke die Gespräche seiner Tischnachbarn ebenfalls mitverfolgen. Das finde ich aber gar nicht schlimm – sondern eher positiv. Ich meine man erfährt viel über die Leute und ich habe das Gefühl als ob die Leute in Spanien doch lebendiger sind als bei uns. Die spanische Uhr tickt doch anders als die deutsche. Siesta wird hier groß geschrieben und essen vor 9 wird mit Stirn runzeln bestraft. Genau so wie vor 3 Uhr nachts in eine Disco gehen, also dann wenn man in Deutschland manchmal schon darüber nachdenkt sie wieder zu verlassen. Die Leute hier sind auf jeden Fall alle sehr lieb, offen und herzlich. Ich habe echt Glück mit meinen Mitbewohnern und fühlte mich hier sehr schnell wohl. Für meinen Teil muss ich ebenfalls sagen, dass ich nach 11 Tagen das Gefühl habe sehr schnell Zugang zu der Sprache bekommen zu haben und dass ich relativ viel verstehe. Dem Französischen sei dank ! Nur mit dem eigenen Sprechen klappt es noch nicht so richtig, auch wenn mir viele hier bereits ein gutes Niveau versichern. Aber wie sagt man hier so schön „poco a poco“.

Somit verbrachte ich die ersten Tage die meiste Zeit damit mich erstmal hier einzurichten. Das heißt den nächsten Lidl für das deutsche Schwarzbrot ausfindig machen (wer mich und mein Magen kennt, der weiß das Weißbrot en masse und ich uns nicht so vertragen), ein bisschen zu putzen (Sauberkeit wird generell eher klein geschrieben in Spanien – oder anders als in Deutschland. Ich weiß es nicht!) und meine Mitbewohner sowie ihre Freunde besser kennen zu lernen. Natürlich habe ich auch die Stadt erkundet. Da ich relativ weit weg von dem Zentrum wohne und es auch noch bergauf geht, gönne ich mir den Luxus für 87 Cent Bus zu fahren. Insgesamt gibt es auch sonst vieles wesentlich günstiger als bei uns. Der Durchschnittspreis für ein WG Zimmer liegt hier so bei 150 Euro. Also mit dem Bafög und der Erasmus Förderung lässt es sich hier gut leben ;-)

So jetzt aber zurück zum Zentrum und der Stadt. Jaen gilt in Andalusien nicht als die schönste Stadt und dies kann ich nur bestätigen. Die Altstadt, die Kathedrale und der Ausblick auf die Stadt von der Burg sind wirklich beeindruckend und wunderschön. Diese Meinung teilt auch meine deutsche Kollegin Karin, die ebenfalls für ein halbes Jahr hier studieren wird. Aber ich war inzwischen auch in Ubeda und Granada und muss wirklich sagen, dass die Städte wesentlich schöner sind. Dennoch hat Jaen auch seinen Charme und zum Studieren ist es sicherlich nicht verkehrt. Insbesondere für die Verbesserung meiner noch eher unter dem Durchschnitt liegenden Sprachkenntnisse, denn andere Sprachen werden hier kaum gesprochen.

Noch kurz etwas zu den positiven wie auch negativen Kulturschocks. Für einen Deutschen erscheint das Verhalten der Spanier mit ihrer Umwelt sonderbar. Es gibt ein Recycling System aber niemand macht es, Bio-Produkte kennt hier niemand und auch sonst wird alles auf den Boden geschmissen. Irgendjemand macht es ja schon weg. Des Weiteren sind die Leute im Auslandsamt hier wesentlich netter als in Deutschland und mehr darauf bedacht sich sofort mit dir zu dutzen (genau so wie die Professoren), aber sie sind meist so unorganisiert das man sich hier schnell an die spanische Mentalität und Uhr gewöhnen sollte. Sonst regt man sich nur auf und das unnötig! Positiv ist es aber irgendwie auch, alles wirkt weniger gestresst und „tranquilo“ ist hier wirklich eine Lebenseinstellung. Ich habe meine Uhr also auch schon auf spanische Zeit umgestellt und versuche mich ein bisschen anzupassen, denn irgendwie gefällt es mir auch.

Außerdem, wie bereits erwähnt, leben die Menschen hier richtig, gehen unter der Woche noch bis 1 oder 2 Uhr was trinken und sind wirklich offen und interessiert. So wurde ich zum Beispiel von der Freundin meines Mitbewohners sofort zu ihrer Geburtstagsfeier am vergangenen Freitag in Granada eingeladen. Erst hatte ich Schiß und Bammel dass ein Wochenende nur in Spanisch ein bisschen zu viel wird, aber es war wirklich super klasse. Natürlich wird vor dem Feiern noch ein Stop in einer Tapas Bar gemacht und für schlappe 1,80 Euro bekommt man ein Getränk und meist belegte Brote (Tapas). Also man kann das Abendbrot dann gleich mit einem geselligen Abend mit Freunden verbinden. Granada bei Nacht, genau so wie Jaen, ist wirklich wunderschön weil die Sehenswürdigkeiten und Straßen in einem sanften mediterranen Licht beleuchtet werden.

Nicht nur die Stadt sondern auch die Leute haben mir wirklich super gefallen. Viele hier finden Rammstein und die deutsche Sprache sogar sehr schön und so muss ich dann ab und an mal einige der Texte übersetzen. Beziehungsweise ich versuch es so gut ich kann. Ansonsten habe ich noch David an meiner Seite, der mir aushilft da er für 1 Jahr mit dem Erasmus Programm in Leipzig war. Außerdem hat er sich im Vorfeld sehr engagiert als Wohnungsvermittler für mich eingesetzt und setzte sich wie alle anderen denen ich bisher begegnet bin sehr dafür ein dass es mir hier gut geht. Im Großen und Ganzen bereue ich es also bisher nicht mich für ein Semester aus den Staub gemacht zu haben, auch wenn es mir manchmal alles etwas zu viel wird und ich die Heimat und euch vermisse. Warten wir jedoch aber morgen mal den Unistart ab und wie viel ich in den Kursen verstehen werde. Ich halte euch auf jeden Fall auf dem Laufenden.


Also „Hasta luego“ (Bis bald sagt ein Spanier nämlich auch dann wenn man sich 2 Wochen nicht sieht) und ich hoffe euch gefallen die Fotos!




Foto oben: Party in Granada
Foto1: David, Elvira, Julia und Fresco (mein Mitbewohner)
Foto2: Granada bei Nacht
Foto3: Die Alhambra von Granada
Foto 4: Nochmal Fiesta
Foto 5: Die Burg von Jaén
Foto 6: Die Kathedrale
Foto 7: Überflutung in Jaén. Nieselregen gibt es hier nicht!
Foto 8-10: Ubeda. Weltkulturerbe der Unesco, also ich nicht, aber die Stadt :-). Mit Baeza das Beispiel für die spanische Renaissance. Und natürlich überall wo man hinschaut Olivenbäume!
Foto 11 bis Ende: Jaén und meistens die beeindruckende Kathedrale. Wirklich eine der schönsten die ich bisher auf all meinen Reisen gesehen habe.